Kapitel 4 — Geheimnisse in der Bibliothek

Clara und Alexander

Die schwere Stille der Bibliothek umhüllte Clara wie ein dichter Nebel, und die Schatten der hohen Regale schienen sich um sie zu schließen. Nur das gelegentliche Knacken des Kamins wagte es, die Ruhe zu stören. Die Flüstereien aus der vergangenen Nacht hallten immer noch in ihren Gedanken wider, und die Drohung, die sie belauscht hatte, brannte sich wie eine düstere Vorahnung in ihr Bewusstsein. Die Worte „…wenn sie zu viel erfährt … dann müssen wir Maßnahmen ergreifen“ jagten ihr einen Schauder über den Rücken. Doch sie hatten auch eine andere Regung in ihr geweckt – eine Entschlossenheit, so scharf wie die Klinge eines Dolches. Ihr Blick wanderte über die hohen Bücherregale, die bis zur Decke reichten, deren staubige Bände wie stumme Zeugen längst vergangener Zeiten wirkten. Irgendwo hier, in diesen Mauern aus Geschichten und Geheimnissen, lag die Wahrheit verborgen – die Wahrheit über den Fall ihrer Familie, den Namen ihres Vaters und die Schatten, die über dem Hohenstein-Anwesen schwebten.