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Liebesromane an einem Ort

Kapitel 3Ankunft im Schatten der Berge


Clara und Damian

Die schneebedeckten Gipfel der Schweizer Alpen erhoben sich wie majestätische Wächter in den Himmel, während der Zug sich langsam durch die malerische Landschaft wand. Clara saß am Fenster, ihre Hände ruhten auf ihrem Schoß, und ihre grünen Augen wanderten über die vorbeiziehenden Tannenwälder und funkelnden Gletscherbäche. Es war eine Welt, die so anders war als das vertraute Wien – gleichzeitig überwältigend und faszinierend.

Ihr Atem beschlug das kalte Glas, als sie leise flüsterte: „Was habe ich mir nur dabei gedacht?“

Neben ihr saß Elena, die trotz des frühen Morgens voller Energie war. Ihr dunkelbraunes Haar war perfekt gestylt, und ihre leuchtend rote Jacke hob sich lebhaft von der schlichten Kleidung der anderen Reisenden ab. Sie lächelte Clara aufmunternd an, ihre Augen glänzten vor Abenteuerlust.

„Du hast dir gedacht, dass du endlich das Rampenlicht bekommst, das du verdienst“, sagte Elena mit einem Grinsen. „Und ich bin hier, um sicherzustellen, dass du das Ganze genießt.“

Claras Lippen zuckten zu einem schwachen Lächeln, während sie an den Ärmeln ihrer Jacke zupfte, als wolle sie ihre Nervosität glätten. „Ich weiß nicht, ob ich genieße oder mich einfach nur einschüchtert fühle. Dieser Ort... er ist wie aus einem Traum. Oder einem dieser Filme, die wir früher zusammen geschaut haben.“

Elena warf einen Blick aus dem Fenster und nickte zustimmend. „Ja, es ist traumhaft. Aber weißt du was? Du gehörst hierher, Clara. Egal, wie opulent es ist – dein Talent macht dich größer als all das. Denk daran.“

Clara wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment ertönte die Durchsage, die ihre Ankunft verkündete. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als der Zug langsamer wurde und schließlich in dem kleinen, aber luxuriösen Bahnhof des Resorts hielt.

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Als Clara und Elena ausstiegen, traf sie die klare, kalte Bergluft wie ein Schlag. Sie sog tief ein, den Duft von Kiefernnadeln und frischem Schnee aufnehmend. Vor ihnen wartete eine Reihe eleganter schwarzer SUVs, die die Gäste des Resorts abholten. Ein uniformierter Fahrer trat an sie heran, sein Lächeln höflich, aber distanziert.

„Miss Hoffmann?“ fragte er und hielt eine Liste in der Hand.

Clara nickte zögernd. „Ja, das bin ich.“

„Willkommen im Summit Resort. Bitte folgen Sie mir, Ihr Fahrzeug ist bereit.“

Während Elena aufgeregt die Umgebung betrachtete und sogar ein paar Fotos knipste, folgte Clara dem Fahrer zum Wagen. Ihre Unsicherheiten wuchsen mit jedem Schritt. Die SUVs strahlten nicht nur Komfort, sondern auch eine Art distanzierte Eleganz aus, die sie sich in ihrem bisherigen Leben nicht hätte vorstellen können.

„Das Wetter hier oben ist erstaunlich, oder?“ Der Fahrer warf ihr einen kurzen, freundlichen Blick zu, als er die Tür öffnete. „Es wird bestimmt ein schöner Aufenthalt.“

Clara lächelte unsicher und stieg ein. Die Sitze waren aus weichem Leder, und ein Hauch von teurem Parfum hing in der Luft. Sie legte ihre Hände in den Schoß, ihre Finger verschränkten sich fest, während der Wagen leise losrollte.

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Damian stand in der Lobby des Resorts, eine Tasse Espresso in der Hand. Die große Panoramafensterfront vor ihm bot einen beeindruckenden Blick auf die umliegenden Berge, doch seine eisblauen Augen waren nicht auf die Landschaft gerichtet. Stattdessen beobachtete er die Ankunft der neuen Gäste.

Er war wie ein Dirigent, der jeden Teil seines Orchesters im Blick hatte – nichts entging ihm, nicht die kleinste Unregelmäßigkeit. Seine Assistentin Claire stand diskret neben ihm, ein Tablet in den Händen.

„Die Gäste aus der Gruppe Genf sind gerade eingetroffen“, berichtete sie leise. „Und Miss Clara Hoffmann wird in wenigen Minuten hier sein.“

Damians Blick glitt kurz über die Liste der Namen, bevor er nickte. „Gut. Ich möchte, dass alles für sie vorbereitet ist. Keine Überraschungen, keine Fehler.“

Claire runzelte die Stirn, ein Hauch von Neugier huschte über ihr normalerweise ausdrucksloses Gesicht. „Verstehen Sie unter ‚keine Überraschungen‘ auch Ihre eigene Anwesenheit, Sir?“

Damians Lippen kräuselten sich zu einem leichten Lächeln, während er an seinem Espresso nippte. „Ich werde selbst ein Auge auf sie haben. Aber natürlich aus sicherer Entfernung.“

Claire nickte knapp, doch ihr Blick lingerte einen Moment länger auf ihm, bevor sie sich abwandte.

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Als Clara das Resort betrat, blieb sie einen Moment erstaunt stehen. Die Lobby war ein opulentes Meisterwerk aus Mahagoni, Marmor und bodentiefen Fenstern, die das Licht der Nachmittagssonne einließen. Ein großer Kamin mit einer kunstvoll geschnitzten Holzverkleidung dominierte den Raum, und der Duft von frisch arrangierten Blumen mischte sich mit dem sanften Aroma von Kaminholz.

Elena pfiff leise durch die Zähne. „Das ist... beeindruckend. Nein, warte, das ist mehr als beeindruckend. Das ist dekadent!“

Clara fühlte, wie ihr Magen sich zusammenzog. Ihre rechte Hand glitt unbewusst zu ihrem schlichten Schal, als würde sie sich damit schützen können. „Es ist... wunderschön. Aber ich fühle mich, als hätte ich mich verlaufen und wäre hier gelandet. Ich passe nicht hierher.“

„Unsinn!“ Elena hakte sich bei ihr unter. „Du passt genau hierher, und das wirst du allen zeigen.“

Ein höflicher Concierge trat auf sie zu, seine Haltung makellos. „Miss Hoffmann, willkommen im Summit Resort. Es ist uns eine Ehre, Sie bei uns zu haben. Darf ich Sie zu Ihrer Suite begleiten?“

Clara nickte dankbar, während Elena sich ein leises Lachen nicht verkneifen konnte. „Hören Sie das, Clara? ‚Es ist uns eine Ehre.‘ Du bist praktisch schon berühmt.“

Während sie durch die eleganten Flure des Resorts geführt wurden, fielen Clara die kleinen Details auf. Die Teppiche waren weich und sorgfältig gemustert, die Wände zierten Kunstwerke, die vermutlich ein Vermögen wert waren. Der Gedanke, dass dies alles Teil ihres Aufenthalts war, ließ sie sich klein und fehl am Platz fühlen.

Der Concierge öffnete schließlich eine große Tür und deutete einladend hinein. „Ihre Suite, Miss Hoffmann.“

Clara trat ein und war erneut sprachlos. Der Raum war ein Traum aus dunklem Holz, weichen Teppichen und einem knisternden Kamin, der eine warme, einladende Atmosphäre schuf. Panoramafenster boten einen atemberaubenden Blick auf die Berge, und ein kleiner Balkon lud dazu ein, in die kühle Luft hinauszutreten.

„Mein Gott, Clara,“ sagte Elena, während sie sich auf das große Bett sinken ließ. „Wenn das nicht Inspiration für deine Musik ist, dann weiß ich auch nicht weiter.“

Clara setzte sich zögernd auf einen der plüschigen Sessel und blickte aus dem Fenster. Sie fühlte sich wie in einer anderen Welt – einer, die sie noch nicht verstand. Der Gedanke daran, wie sie hier wohl wahrgenommen wurde, lastete schwer auf ihr.

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Von seinem versteckten Aussichtspunkt aus beobachtete Damian, wie Clara ihre Suite betrat. Ihre Reaktion war unverkennbar – eine Mischung aus Ehrfurcht und Unsicherheit, fast wie ein scheues Reh, das sich in fremdem Terrain wiederfand.

Er konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen, doch seine Gedanken hatten längst begonnen, sich zu sammeln. Clara Hoffmann war nicht nur interessant – sie war eine Herausforderung. Eine Frau, die sich durch Authentizität auszeichnete in einer Welt, die oft von Fassaden geprägt war.

„Interessant“, murmelte er vor sich hin, mehr zu sich selbst als zu Claire, die im Hintergrund eine Nachricht auf ihrem Tablet schrieb.

Er wandte sich schließlich ab, seine Gedanken liefen auf Hochtouren. Clara Hoffmann war keine gewöhnliche Künstlerin. Und er hatte nicht vor, sie wie eine zu behandeln.